- Merowingisches Frankenreich
- Merowingisches FrankenreichDer erstmals um die Mitte des 3. Jahrhunderts nachweisbare Name »Franken« war ein Oberbegriff für mehrere ursprünglich östlich des Mittel- und Niederrheins siedelnde Stämme, deren bedeutendstem Teilstamm, den Saliern, im Verlauf des 5. und frühen 6. Jahrhunderts unter ihrem König Chlodwig (ca. 466-511) die politische Einigung aller Franken gelang. Das Eindringen der Franken in römisches Gebiet erfolgte nicht schlagartig. 358 konnte sich mit Kaiser Julians Duldung der Salfranken in ihrem linksrheinischen Siedlungsgebiet Toxandrien (Nordbrabant) erstmals ein ganzer Teilstamm auf Reichsgebiet behaupten. In den folgenden gut hundert Jahren dehnten sowohl die Salier (bis zur Somme) als auch die verschiedenen als Ripuarier oder Rheinfranken bezeichneten Teilstämme (bis Trier und Toul) ihren Machtbereich aus und wurden zeitweise Föderaten des Imperiums. Damit einher ging ein Prozess der Machtkonzentration, in dem sich in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts bei den Saliern das Geschlecht der Merowinger durchsetzte. Im Jahr 482 folgte beim Tod Childerichs sein Sohn Chlodwig als salfränkischer Teilkönig von Tournai, der seinen Machtbereich bis zur Loire ausdehnte. Der damit vollzogene Eintritt des Frankenreichs in den Kreis der germanisch-romanischen Großreiche kam durch Chlodwigs Heirat mit Chrodechilde, der Nichte des burgundischen Königs Gundobad, und der Vermählung seiner Schwester Autofleda mit dem Ostgotenkönig Theoderich (493) zum Ausdruck.Von großer historischer Bedeutung war die nach einem ersten Sieg über die südlichen Nachbarn, die Alamannen, (496/97) vollzogene Konversion des Frankenkönigs zum katholischen Christentum. Chlodwigs neues Bekenntnis war zugleich politisches Programm: Einerseits gewann er die Unterstützung der romanischen Oberschicht und des Episkopats in Gallien, andererseits wurde die bestehende Feindschaft zu den arianischen Westgoten ideologisch untermauert. Nach einem ersten Versuch 498 gelang es Chlodwig, 507 in einem als Glaubenskampf gegen den Arianismus geführten Kriegszug die Westgoten bei Vouillé (nördlich von Poitiers) entscheidend zu schlagen und Aquitanien zu erobern. Bereits ein Jahr zuvor waren die Alamannen ein zweites Mal besiegt und nun dem Frankenreich eingegliedert worden.Durch Beseitigung der rheinfränkischen Könige von Köln und mehrerer salfränkischer Kleinkönige im belgisch-niederländischen Raum vervollständigte Chlodwig seine Herrschaft im gesamtfränkischen Bereich. Das Fehlen des religiösen Gegensatzes zwischen fränkischen Eroberern und galloromanischer Bevölkerung ermöglichte eine allmähliche Verschmelzung und war als innenpolitischer Stabilitätsfaktor ein Grund dafür, dass das Frankenreich die einzig dauerhafte germanische Reichsgründung auf römischem Reichsgebiet blieb. Bei Chlodwigs Tod 511 wurde das Reich nach germanischem Teilungsprinzip unter seine vier Söhne aufgeteilt.
Universal-Lexikon. 2012.